Der Post für diese Woche müsste eigentlich Link der Woche heißen und nicht Links der Woche, denn ich muss das Konzept zumindest für diesen Post etwas ändern. Die liebe Julia von juliefahrenheit.com hat ganz neu, zusätzlich zum Blog, einen Podcast. In der letzte Folge beantwortet sie die Frage warum alle diese hässlichen LV-Taschen tragen. Und genau dazu möchte ich an dieser Stelle auch noch etwas beitragen… Ich fasse noch mal kurz zusammen. Wir wohnen in München, einer der reichsten Städte Deutschlands. Man sieht hier, wenn man sich in der Innenstadt und den einschlägigen Stadtvierteln aufhält, sehr, sehr, sehr viele sehr wohlhabende Menschen. Der München Faktor lässt dann viele dieser sehr, sehr, sehr sehr wohlhabende Menschen diesen Status nach außen tragen. Sprich: Gucci, Prada, Chanel und Hermès wohin man schaut.
Demnach ist München auch keine Stadt in der man ungestylt zum Bäcker geht, denn die weibliche Klientel in der Schlange ist top gestylt und trägt Dionysus, Paradigme, Boy und Birkin, wenn man sich eher konservativ gibt, an der Hand oder um die Schulter. Zeitgenössisch orientierte Exemplare wählen Céline, Marni oder Chloé. Das Problem: je länger man sich in München aufhält, desto empfänglicher wird man für solche Dinge. Ich weiß wovon ich spreche, da ich, mit einer Unterbrechung in London, seit 1999 in München lebe und mittlerweile einige Exemplare der oben genanten Marken mein eigen nennen darf. Als modeinteressierter Mensch achte ich auch darauf was man sonst so modetechnisch auf der Straße sieht. Viele tolle Sachen, aber leider auch extrem viele Sachen, die ich nicht verstehe. Hier schließt sich dann der Kreis zur Frage von Julia: „Warum tragen viele Frauen diese hässlichen Louis Vuitton Taschen?“
Hier muss man aber zunächst differenzieren. Es tragen zwar auch Frauen Louis Vuitton Taschen, aber zumeist sehe ich junge Mädchen damit. Und das befremdet um so mehr, denn warum möchte man als 20jährige eine Tasche tragen, die ebenso die eigene Oma tragen könnte?
Ein Statussymbol und dennoch einigermaßen bezahlbar
Angefangen hat das ganze meines Erachtens mit dem unsäglichen Le Pliage Shopper aus Nylon von Longchamp. An sich eine extrem unauffällige Tasche, die kaum der Erwähnung wert wäre. Wenn nicht vor ein paar Jahren plötzlich Horden von jungen Mädchen damit aufgetaucht wären. Longchamp, ähnlich wie Roeckel in Deutschland, ist bekannt für Ledertaschen, Reiseartikel und Accessoires. Für mich gehört die Marke eher in den konservativen Mode Bereich, auch wenn Kate Moss schon ‚Le Pliage‘ Versionen entworfen hat und Jeremy Scott immer noch für Sonderkollektionen zuständig ist. Das macht die Sache für mich nicht wirklich besser und interessanter. Bei der Longchamp Invasion trat aber das zum ersten Mal zum Vorschein, was später mit der Nerverfull und der Speedy von Louis Vuitton weitergeführt wurde. Man erkaufte sich (halbwegs) erschwinglich ein Statussymbol. Bei der Longchamp Handtasche bzw. beim Shopper sprechen wir von 70€ – 85€. Damit kann man nicht so viel falsch machen.
Aber wir wissen ja selbst wie das ist. Man hat etwas erstanden und ist für eine Nanosekunde befriedigt und schwups kommt irgendwer mit etwas anderen, noch tollerem um die Ecke und plötzlich kann man nur noch daran denken. Und so ist es vermutlich auch den Longchamp Mädchen ergangen.
Von Longchamp zu Louis Vuitton
Plötzlich war nicht mehr Longchamp in, sondern Louis Vuitton. Noch mehr Statussymbol, denn man sieht dem Monogram Canvas oder dem Damier Ebene Canvas eben eindeutig an, dass sie von Louis Vuitton sind. Und natürlich auch, dass sie das zehnfache einer Longchamp Tasche kosten. Aber, sind wir mal ehrlich, für das Luxustaschen-Segement immer noch bezahlbar sind. Wenn man mal genau darauf achtet, sieht man junge Frauen vornehmlich mit der Neverfull oder mit der Speedy Tasche rum laufen. Den Louis Vuitton Taschen, welche es in allen Größen für unter 1.000€ zu kaufen gibt. Und da ist der Hund auch schon begraben bzw. die Frage beantwortet: diese Taschen sind ein bezahlbares Statussymbol. Zumindest im äußerst gut situierten München. Und da ist vermutlich das doch etwas unschöne braun dieser Taschen nur nebensächlich wichtig.
Ein weitere Punkt der noch hinzu kommt: die Taschen haben nach wie vor einen sehr guten Wiederverkaufswert. Sucht man auf Vestiaire Collective nach Louis Vuitton Handtaschen, dann sieht man, dass für eine Speedy immer noch 700 bis 800€ aufgerufen werden. Hier ist der Wertverlust, wenn die Tasche sehr gut gepflegt ist, bei ca. 10%. Top würde ich sagen, wenn man diese als reines Investitionsobjekt sieht. Und vielleicht ist das dann auch der Grund warum Eltern ihren Mädchen eine solche Tasche kaufen. Zur Not kann diese wieder verkauft werden oder von der Mutter weiter getragen werden, denn diese ist doch die eigentliche Zielgruppe einer solchen Tasche, richtig?
Wer sich noch mal den Podcast von Julia anhören oder anschauen mag, der kann das hier tun.
Zu den Links der Woche der KW 38 kommt ihr hier. Bald ist ja wieder Wochenende und da hat man vielleicht erhöhten Lesebedarf, wenn das Wetter so wird wie angekündigt. Zur kompletten Kategorie Links der Woche kommt ihr hier.
Für kommendes Wochenende habe ich auch schon wieder eine Liste mit Links für die Kategorie Links der Woche, die ich ziemlich interessant finde. So stay tuned…
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