…wie in Teil zwei schon angekündigt, möchte ich mich im dritten und letzten Teil meines Marrakech Guides mit dem Thema Teppich Kauf widmen. Ich hatte hier im Vorfeld einiges gelesen. Dos and don’ts die sich alle so nicht bewahrheitet haben. Aussagen wie Männer können dort besser verhandeln oder man muss sich ewig Teppiche anschauen, um einen vernünftigen zu bekommen usw. Bei uns lief das alles anders ab. Extrem stressfrei und ich kann es jedem nur ans Herz legen, dass wenn ein Teppichkauf ansteht, dafür nach Marrakech zu fliegen, denn erstens kann man mit dieser wunderschönen Stadt nichts falsch machen und zweiten lohnt sich der Kauf eines Teppich dort enorm, da die Auswahl unschlagbar ist und zudem die Preise weit unter dem liegen was man in Deutschland bezahlen würde.


Ein paar Punkte sollte man aber trotzdem beachten, um sich nicht im Strudel der tausend tollen Teppiche zu verlieren.

Welchen Teppich möchte ich? (Art, Größe, Muster)

Mir war von vornherein klar, dass ich einen Beni Ouarain Teppich haben möchte. Diese Berberteppiche kommen aus dem nordöstlichen Atlasgebirge und werden dort als Bett genutzt und sind in den letzten Jahren in Magazinen und Blogs hoch und runter gehypt worden.
Bei der schier unendlichen Auswahl an bunten Kelims und wunderschönen Azilal Teppichen vor Ort wurde allerdings meine Ursprungsidee fast verworfen. Gut, dass der Mann der Kopf-Entscheider ist und mich wieder auf den Boden holt.
Unser Teppich sollte relativ groß sein: 2×3 m damit wir ihn im Schlafzimmer vor unser Bett legen können. Zudem sollte er ein schwarzes Rautenmuster (braun gibt es auch) und keinen zusätzlichen Rahmen haben und, wenn möglich, Vintage sein. Die Definition von Vintage ist bei Teppichen, zumindest für mich, nicht 100% klar gewesen. Ich fragte unseren Verkäufer was das genau bedeutet und er erläuterte uns, dass diese Teppiche bei Berberfamilien schon zum schlafen benutzt wurden. Im Winter auf der höheren Seite, im Sommer wird der Teppich auf die (für uns) Unterseite umgedreht, da dieser dann nicht mehr so wärmen muss. Berberfamilien benutzen also beide Seiten der Teppiche.
Älter als ca. 10 Jahre sind aber auch die meisten Vintage Teppiche nicht. Ich bin ja von zwanzig und mehr Jahren ausgegangen. So kann man sich täuschen…

Verhandeln, aber richtig…

Wir haben am zweiten Tag unseres Aufenthaltes zum ersten Mal nach Teppichen geschaut. Unverbindlich, was allerdings schwierig ist, denn sobald man Interesse zeigt bekommt man mindestens 10 bis 20 Teppiche gezeigt und wird auch gefragt, was man bereit ist zu zahlen. Ich habe immer versucht den Händler zuerst zu fragen was der Teppich kostet, was auch zu 95% gut funktioniert hat. Damit hat man dann eine Hausnummer von welcher man weiter verhandeln kann.
Grundsätzlich kommt man ums verhandeln nicht herum. Wer das nicht mag, für den wird es schwierig werden, denn der zuerst genannte Preis des Händlers ist zumeist utopisch und lässt sich bis auf die Hälfte runterhandeln. Ich würde, wenn ich mir mit dem Handeln nicht sicher bin und bevor ich das Thema Teppich angehe, mich an kleinere Objekten ausprobieren z.B. den sehr hübschen Berber Körben. Diese sind nicht teuer und man kann sich ein wenig eingrooven. Ich empfand die meisten Händler als extrem freundlich und kooperativ. Ja, sie wollen verkaufen, das sichert ihren Lebensunterhalt, aber die meisten machen auch keinen Heckmeck, wenn man den Laden wieder verlässt. Was bei uns super mit den Berber Körben funktioniert hat: den Preis für einen Korb aushandeln und im Anschluß noch mal fragen, wie es sich auf den Preis auswirkt, wenn man 3 Stück nimmt. Das gab dann noch mal einen guten „Rabatt“.

Das Männer dort bessern verhandeln können habe ich persönlich nicht feststellen können. Im Gegenteil ich empfand alle Händler als sehr zuvorkommend und durchaus bereit mit Frauen zu verhandeln. Wir bekamen immer die Hand gereicht und oft auch etwas zu trinken angeboten. Auch was den Teppich anbelangt wurde ich als Verhandlungspartner voll und ganz akzeptiert. Vielleicht auch weil mein Mann und ich dabei ein sehr gutes Team abgaben…

Der Teppich Kauf…

Grundsätzlich gilt: niemals den ersten Teppich kaufen den man sieht und toll findet. Die Anzahl an Teppichhändlern in Marrakeck ist so unüberschaubar wie der Souk selbst. Und man findet garantiert einen ähnlichen Teppich wieder. Und wenn es gar nicht anders geht sollte man sich eine Visitenkarte des Ladens geben lassen und kommt an einem andern Tag noch mal wieder. So haben wir es gemacht. Auf unserer ersten Erkundungstour sind wir in einem sehr großen Laden gelandet. Größe, Farbe, usw. passten und der Händler wollte nur 150 Euro haben. Uns kam das allen sehr komisch vor und so haben wir uns die Visitenkarte geben lassen und hätten noch mal kommen können, wenn wir gewollt hätten.
Aber es kam natürlich alles komplett anders…

Ich berichtete in Teil 1 meines Marrakech Guides von unserem tollen Riad und von unserem super Host Jihanne. Sie ist in dem Viertel in welchem unser Riad war aufgewachsen und wenn sich jemand auskennt, dann sie. Ich habe ihr abends von der Teppich Geschichte erzählt und sie hat direkt gesagt, dass da was nicht stimmt und sie sich das beim besten Willen nicht vorstellen kann.
Sie schlug mir dann vor uns am nächsten Tag zu begleiten und mit uns zum Teppich Souk zu gehen und uns den Chef des Souks vorzustellen, so dass wir dort noch mal schauen können.

Gesagt getan, am nächsten Morgen fanden wir uns im Souk wieder und zwar beim Chefteppich-Händler. Das stellte sich als wahren Glücksgriff raus. Auch hier bekamen wir zunächst ca. 15 Teppiche gezeigt, die alle den Anforderungen entsprachen, aber auch noch zusätzlich etwas zum jeweiligen Teppich erzählt. Einige waren Vintage andere neu, aber auch aus Schafswolle und handgeknüpft. Auch erläuterte er uns alles zum Thema Knoten und deren Dichte. Bei Handgeknüpfte Teppiche sind die Knoten nie so dicht, wie bei maschinell geknüpften. Grundsätzlich sind Original Teppiche immer aus Schafswolle und können mal weißer oder beiger sein. Die dunklen, schwarzen oder braunen, Rauten sind von schwarzen bzw. braunen Schafen und niemals gefärbt. Möchte man testen, ob es sich dabei um gefärbte Wolle handelt, sollte man die Unterseite des Teppichs betrachten, gefärbte Wolle verliert die Farbe und diffundiert in die beige oder weiße Wolle.

Was muss man für einen Teppich ausgeben?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten und hängt mit vielen Faktoren Größe, Original, Vintage usw. zusammen. Wir haben für unseren 300 Euro bezahlt, was ein sehr guter Preis ist und sicher auch damit zu tun hatte, dass Jihanne uns den Chef des Teppich Souks vorgestellt hat. Die Frage, ob man weiter verhandeln hätte können stellt sich mir nicht, da ich mir ein Limit gesetzt hatte, welches ich auch halten konnte. Damit ist die wichtigste Frage des ganzen Unterfangens auch schon geklärt: man sollte gar nicht so viel links und rechts schauen und sich verrückt machen weil xy den Teppich für Summe x bekommen hat. Wir waren bereit diesen Preis zu zahlen und damit ist dieser auch absolut gerechtfertigt. Ziel sollte es nicht sein möglichst wenig auszugeben, schließlich leben die Menschen dort davon.

Transport

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Teppich, der übrigens vom Verkäufer klein zusammengerollt wird, zu transportieren. Versand per Post, was zwischen 80 und 90 Euro kostet oder der Transport mit dem Flugzeug, als zusätzliches Gepäckstück, was uns bei der Lufthansa 75 Euro gekostet hat und in bar bezahlt werden musst d.h. dafür sollte man noch ein paar Dirham aufbewahren.

Unbedingt beachten sollte man auch, dass man beim Transport per Flugzeug eine Zollfreigrenze von 400 Euro hat und den Teppich nicht verzollen muss, wenn der Preis des Teppichs unter den 400 Euro liegt. Wichtig ist dafür eine offizielle Rechnung des Ladens zu bekommen, bei welchem man den Teppich erstanden hat. Diese Zollfreigrenze hat man allerdings nur, wenn man den Teppich selbst mitnimmt d.h. wenn man diesen per Post nach Deutschland schicken lässt gibt es die Grenze nicht und man muss Zollgebühren zahlen. Zudem kann der Versand auch mal ein paar Wochen dauern.

Fazit

  • ihr solltet genau wissen was ihr haben möchtet, ansonsten lässt man sich zu leicht von den verlockenden Angeboten im Souk verleiten
  • vorher Gedanken machen, was ihr bereit seid für einen Teppich zu bezahlen und das auch realistisch im Hinblick auf den Monatslohn, der bei ca. 200 Euro in Marokko liegt
  • nicht den ersten Teppich kaufen der euch angeboten wird oder den ihr seht
  • wenn möglich einen Ortskundigen (im Hotel oder Riad) zur Hilfe bitten und Fragen, wo man Original Teppiche bekommt
  • bei der Flugbuchung darauf achten nicht den nur Handgepäck Tarif wählen. Mit einem solchen Tarif wird das zusätzliche Gepäckstück bei der Rückreise teurer

Falls ihr zeitnah in Marrakech oder grundsätzlich in Marokko seid und geplant habt einen Teppich zu kaufen, dann lasst mich gerne Eure Erfahrung gerne wissen…